Mein Bauch und ich

Nein, ich bin nicht schwanger. „Ich habe nur einen Schweinsbraten gegessen“, war meine Antwort auf die Nachfrage einer Bekannten. Sie stellte die Frage sehr entrüstet und fast wie einen Vorwurf. Eigentlich bin ich schlagfertig. Nur blöderweise immer erst zehn Minunten hinterher. Kennt ihr bestimmt, oder? Also stand ich komplett perplex da und suchte nach Worten, um meinen Kugelbauch zu rechtfertigen.

Ihre Worte blieben aber hängen, gaben mir zu denken. Hinterher gesehen, müsste ich ihr für ihre Taktlosigkeit fast dankbar sein. Schließlich waren es ihre Worte, die mich dazu brachten, wieder mehr auf mich selbst zu achten. Termine zu vereinbaren und mich durchchecken zu lassen. Die letzten fünf Jahre waren geprägt von zwei Schwangerschaften, zwei Mal einem ganzen Jahr Stillen. Die Bedürfnisse der Kinder rückten in den Vordergrund.

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25.07.2018: Der Tag nach dem Kebab. Und nach einer schlaflosen Nacht.

Ich weiß schon lange, dass ich empfindlich auf verschiedene Nahrungsmittel reagiere. Vor vielen Jahren hatte ich mich austesten lassen. Regelmäßige, einseitige Migräne war damals der Auslöser, in Kombination mit einer juckenden Kopfhaut, weshalb ich begonnen habe, meinen Körper als Ganzes zu betrachten. Schluss mit Symptome lindern, sondern den Problemen auf den Grund gehen. Eine ganze Weile hat es auch ganz gut funktioniert. Dass sich die Migräneattacken verabschiedet haben, verdanke ich (im Nachhinein betrachtet) aber den hormonellen Veränderungen: das Weglassen der Pille und die beiden Schwangerschaften. Alleine darüber könnte ich euch so einiges erzählen. Heute möchte ich aber auf meine Nahrungsmittelunverträglichkeiten eingehen.

Durch meine neue Rolle als Mutter und auch durch den Hausbau habe ich meine Ernährungsgewohnheiten wieder mehr und mehr über Bord geworfen und bin in alte Muster verfallen. Fernab des Büroalltags, wo ich nur auf mich selbst zu achten hatte, bekochte ich von nun an tagtäglich eine wachsende Familie und meistens einen ganzen Haufen Helferleins auf der Baustelle. Dass ich da für mich selbst nicht jedes Mal mein eigenes Süppchen koche sondern normal am Familientisch mitesse, war bald selbstverständlich. Durch die zweite Schwangerschaft, die Aufmerksamkeit auf das Wohl der Kinder und den ohnehin dicken Bauch habe ich das Sodbrennen und den Blähbauch gar nicht mehr bemerkt und so weitergemacht, bis mich eben diese eine Bekannte wachgerüttelt hat.

Arzttermine

Mein erster Weg führte mich zum Hausarzt. Ultraschall, Abtasten, ausführliches Gespräch. Das Ergebnis: Ungewöhnlich viel Luft im Darm. Da wurde ich munter. Es musste (wieder) mit der Ernährung zusammenhängen. Somit führte mich mein zweiter Weg zu einem Osteopathen. Auch hier wieder ein ausführliches Gespräch. Migräne, ein Kaiserschnitt, sämtliche Narben, Sodbrennen, Blähbauch. Alles wurde thematisiert. Der Körper als Ganzes. Und schließlich wurde ich mittels Muskelwiderstandstest (Kinesiologie) auf die verschiedensten Nahrungsmittel ausgestet. Hühnerei, Gluten, Laktose, Kaffee – alles kein Problem, zum Glück! #coffeelover Aber Hefe/Germ, Weizen und Kuhmilch vertrage ich nicht. Histaminhaltige Lebensmittel (alles, was lange reift und sehr intensiv schmeckt: Rotwein, Parmesan, eingelegte Tomaten, Oliven…) auch nicht so wirklich, davon war ich aber großteils ohnehin nie ein großer Fan. Abgesehen von Tomaten, Balsamicoessig und Kakaopulver –> Schokolade!!!

6 Wochen Diät

Die Konsequenz: Wir vereinbarten eine strenge, sechswöchige Diät. Um den Körper zu entgiften, alle Speicher auf Null zu fahren. Sechs Wochen kein Weizen, keine Hefe/Germ, keine Kuhmilchprodukte (Milch, Jogurt, Sauerrahm, Sauermilch und Creme Fraiche), kein Alkohol, kein Kakao, kein Histamin, kein Zucker und davon 2 Wochen kein Fruchtzucker. Das ist mir im Juni besonders schwer gefallen. Keine Schokolade war ja schon nicht leicht für mich, aber KEIN OBST, und das mitten in der Erdbeerzeit! Aber ich war konsequent und habe es durchgezogen. Mit einer kleinen Ausnahme: Der Geburtstagstorte meines Kleinen. Da konnte ich nicht widerstehen.

19.06.2018: Während die Kinder gerade selbstgemachtes Erdbeerjogurteis geschleckt haben, ist mir wenigstens noch mein geliebter Kaffee geblieben. Zum Glück trinke ich ihn seit zehn Jahren schwarz, ohne Zucker.

Probleme mich einzuhalten hatte ich eigentlich nur in Restaurants und wenn wir irgendwo zu Besuch waren. Kuchen, Torten, Naschereien – alles tabu. Rasch lernte ich einfach dankend abzulehnen, anstatt alles ausführlich zu erklären. Zu Hause ist es mir dafür gar nicht schwer gefallen. Bald hatte ich ein System, wie ich die gestrichenen Nahrungsmittel bestmöglich ersetzen kann. Weizen durch Dinkel, das mache ich ohnehin schon lange, Kuhmilch durch Schafsmilch, auch kein Problem. Hier habe ich sogar zwei regionale Anbieter entdeckt, die nicht nur Schafsmilch, sondern auch Jogurt und Topfen selbst produzieren. Für die Germ (Hefe) habe ich aber bis heute keinen adäquaten Ersatz gefunden. Klar, Kuchen und sogar Brot kann man problemlos mit (Weinstein-) Backpulver backen. Aber was ist mit Buchteln? Reindling? PIZZA? Da geht es ohne den typischen Germgeschmack ja gar nicht. Also falls hier jemand Tipps für mich hat, bitte gerne!

Was den Süßkram betrifft, war es auch nicht gerade einfach. Das Stück Schokolade nach dem Mittagessen, der Kuchen zum Kaffee, die Naschereien abends beim Fernsehen. Erlaubt waren nur Ahornsirup und Honig. Und darauf habe ich mich gestürzt und sogar mein neues Lieblingsfrühstück kreiert: Porridge mit Schafsjogurt und Ahornsirup. EIN TRAUM, sage ich euch! Und weil es soo gut ist, müsst ihr es auch unbedingt einmal ausprobieren, Nahrungsmittelunverträglichkeit hin oder her.

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Neues Lieblingsfrühstück: Porridge mit verschiedenen Flocken, Schafsjogurt, Ahornsirup und Nüssen.

Rezept 1: Oatmeal / Porridge

  • Flockenmischung (Roggen, Dinkel, Gerste, Hafer)
  • Sonnenblumenkerne
  • Leinsamen
  • geriebene Nüsse (Haselnüsse, Walnüsse, Mandeln, Cashews,…)
  • Rosinen oder andere Trockenfrüchte (nicht in den 6 strengen Fastenwochen)

–> Eine Tasse der Müslimischung mit einer Tasse Wasser aufkochen und reduzieren,
–> einen großzügigen Schuss Ahornsirup darüber geben,
–> ca. 100 ml Schafsnaturjogurt dazu
–> und nach Lust & Laune mit frischen oder getrockneten Früchten garnieren!

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Flocken, Körner, Trockenfrüchte: In einem schönen Bügelglas auch eine tolle Geschenksidee!

Tipp: Ich kaufe die Flocken und Körner immer gleich in der Großpackung, mische sie nach Belieben und fülle sie in 1 l Vorratsgläser. Gleichzeit eine nette Geschenksidee!

Ich habe auch wieder begonnen selbst Brot zu backen. Brot ohne Weizen ist nicht schwer zu bekommen, aber ohne Hefe wirds schon schwieriger. Eine regionale Bäckerei bietet einmal in der Woche ein Roggen-Sauerteigbrot an, auf Vorbestellung. Und beim Hofer (*Werbung unbeauftragt) habe ich auch eines entdeckt. Aber nach spätestens zwei Tagen habe ich immer genug davon. Also habe ich nach Rezepten gesucht, um mir selbst mein eigenes Brot zu backen, das auch schmeckt.

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Rezept 2: Jogurtbrot

  • 2 Eier
  • 650 g Joghurt (Schafsjogurt)
  • 560 g Vollkornmehl (280 g Roggen/280 g Dinkel)
  • Brotgewürz
  • 2 Pkg Backpulver (Weinstein)
  • 2 TL Salz
  • 1 TL Zucker
  • 2 EL Körner (Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Leinsamen…)
  • 2 EL Öl

–> Den Backofen auf 190° Ober- Unterhitze vorheizen,
–> die trockenen Zutaten vermengen,
–> Jogurt, Öl und Eier dazugeben,
–> 5 min rühren (Handmixer, Küchenmaschine),
–> den zähflüssigen Teig in eine Kastenform gießen
–> und ca. 45-50 min backen.

So geht es mir heute

Seit ich diese sechs Wochen streng Diät gehalten habe, geht’s mir besser. Der Bähblauch ist zum Großteil verschwunden, Sodbrennen und Heißhunger sind auch weniger geworden. Ich bin aktiver, leistungsfähiger und, vor allem mittags, nicht mehr so müde wie früher. Allerdings bin ich noch empfindlicher geworden. Wenn ich nicht widerstehen kann und weizen- oder hefehaltige Lebensmittel esse, bereue ich das ein paar Stunden später bitterlich. Wie zuletzt nach der Pizza. Frisch vom Italiener. Mit Rohschinken, Rucola und Parmesan belegt. So gut war sie, aber so schnell werde ich keine mehr essen. Der Bauch hatte einen Umfang wie im 5. Schwangerschaftsmonat, ich fühlte mich, als würde ich jeden Moment platzen, war müde und träge, hatte Durst und enormes Sodbrennen. Nächsten Tag in der Früh war ich noch immer „satt“, aufgebläht und appettitlos. Und zu allem Überfluss bekam ich auch noch Durchfall. Das war mir eine Lehre, das könnt ihr mir glauben.

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Zwetschkenknödel: Mit Dinkelmehl + Schafstopfen auch für mich! Nur diese Portion mit den Bröseln (die ich noch nicht germfrei entdeckt habe) war für den Bubenpapa.

Ich halte mich also weiterhin streng an jene Lebensmittel, die mir guttun und vermeide die drei Übeltäter so gut wie möglich. Mit der Schokolade, die mir auch nicht guttut, fällt es mir am schwersten. Es müssen weiterhin täglich ein paar Stück sein, ich kann nicht anders. Weizenhaltige Lebensmittel findet man in meiner Küche kaum noch. Nudeln, Grieß, Couscous – ab sofort zu 100 Prozent auf Dinkelbasis. Zumindest sobald meine Männer die Vorräte vom letzten Einkauf in Italien aufgegessen haben. Sie werden künftig auch zwangsbeglückt. Denn ich habe keine Lust (und Zeit) unsere Nudeln ständig separat zu kochen. Ich bin keine Ernährungswissenschaftlerin. Aber inzwischen meine ich mich so gut auszukennen, dass ich behaupte, dass es ihnen bestimmt auch nicht schadet.

Immer wieder Weizen

Wir leben in einer Gesellschaft, die vor lauter Weizen zu explodieren droht. Wir denken gar nicht nach, was wir tagtäglich zu uns nehmen. Knödeln, Spätzle, Grießnockerln, Palatschinken, Nudeln – klar, es wird jeden Tag frisch gekocht. Der gemeinsame Nenner bleibt aber der Weizen. Der Grund, warum meine Bekannte dachte, ich wäre mit unserem dritten Kind schwanger war nicht der Schweinsbraten, dem ich es in meiner ersten Reaktion zugeschoben hatte, sondern die Semmelknödeln, die ich dazugegessen hatte.

Ich hoffe, ich habe eure Fragen so gut wie möglich beantwortet. Ansonsten könnt ihr mir in den Kommentaren gerne schreiben. Ich freue mich auch über Anregungen, Erfahrungsberichte und vor allem über Tipps, wie man die Germ ersetzen könnte. Bis dahin DANKE fürs Lesen und gutes Gelingen, wenn ihr meine Rezepte ausprobiert!

Alles Liebe,
Daniela

Hier kommt noch ein drittes Rezept für euch:

Rezept 3: Topfenvollkornweckerln

  • 400 g Vollkornmehl
  • 1 Pkg Backpulver (Weinstein)
  • 500 g Topfen (Schafstopfen, Quark)
  • 2 Eier
  • 2 TL Salz
  • Brotgewürz und Körner nach Belieben

–> Zu einem zähen Teig verarbeiten
–> 12 gleich große Weckerln formen
–> Nach Belieben mit Ei bestreichen und mit Körnern bestreuen
–> Bei 200° Grad Umluft ca. 25 min backen

Rezept Topfen-Vollkorn-Weckerln

2 Kommentare zu „Mein Bauch und ich

  1. Hallo Dani!
    Danke für deinen Erfahrungsbericht. Das mit der Unverträglich kenne ich auch und finde es immer extrem schwierig, wenn man wo eingeladen ist bzw. mal essen geht. Daheim kann man es noch leichter kontrollieren. Leider hat sich bei mit auch schon der Schlendrian eingeschlichen und das muss ich, so wie du, dann mit Sodbrennen und Blähungen büßen .
    Kennst du schon die liebe Veronika Pachala von Carrotsforclaire ? Die hat ganz viele tolle gesunde und vorallem leckere Rezepte zu diesem Thema.
    Hut ab, dass du den Verzicht sechs Wochen so durchgehalten hast. Ich glaube nicht, dass ich das könnte.
    Deine Rezepte klingen auf jeden Fall lecker und werden sicher ausprobiert. Noch alles Gute!
    Liebe Grüße Nicole

  2. Liebe Dani
    So toll, dass hinter deinem Insta Feed auch ein mega Blog steckt. Der Artikel ist super! Ich wurde früher genau wie du angesprochen 😉 dabei war es nur der Blähbauch. Seit ich auf Brot und Süsses verzichte bin ich ihn los.

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